Nächtlicher Unfug in Merkelbach

In Merkelbach selbst mochte man die neuen preußischen Herrn nicht so recht leiden. Wie wenig von der preußischen Lebensauffassung gehalten wurde, dürfte folgender Vorfall aus dem Jahre 1873 belegen:

Amt Hachenburg am 29. Nov. 1873
Aus einer an K. Staatsanwaltschaft in Dillenburg abgegebenen Anzeige des Bürgermeisters zu Merkelbach wird hiermit regifriert, dass dem Merkelbacher Lehrer Müller vor kurzem spät abends von Merkelbacher Burschen die Fenster eingeworfen sind und dass dergleichen nächtliche Ruhestörungen in Merkelbach öfters vorkommen: insbesondere auch der Lehrer wiederholt zum Gegenstand der rohen Scherze gemacht wird.
Zur Beglaubigung / Rabe

Ungeheuerlich! Doch alsobald reagierte auch schon die Verwaltung. Zunächst wurde der Nachtwächter, der zugleich auch Ortsdiener war, nach Hachenburg zitiert und zu strengerer Dienstdurchführung angehalten.
Der nächste Schritt bestand darin, da in hiesiger Gemein, der nächtlicher Unfug auf der Straße und in den Wirtshäusern öfters vorkommt, so wurde in der Sitzung des Gemeinderaths vom 10. Dezember 1873 nach Verfügung des Königlichen Amtes zu Hachenburg vom 5.d.M. festgesetzt.....
Die Überwachung der Polizeistunde ist dem Ortsdiener und Nachtwächter schon öfters, so auch heute streng anbefohlen worden, worüber gehorsamst berichtet.
Scharum / Bürgermeister

Der Schaden für die Wirte dürfte nicht allzu groß gewesen sein, denn vom Einkommen her rangierten sie immer unter den ersten, wie aus den Listen zur Bürgermeisterwahl hervorgeht.

 

Hierzu passt auch folgende Überlieferung:

Aus dem Hatterter Grund ist überliefert, dass ein Mann jedesmal dann, wenn seine Frau aus dem Haus ging, auf seiner Trompete den Choral blies:   Nun danket alle Gott!  
Merkelbacher Männer zogen es vor, in die Gastwirtschaft zu gehen, wenn die Harmonie mit der Ehefrau gestört war...